05.03.2024

Die Geister von Ouistreham

nach dem Buch Le quai de Ouistreham von Florence Aubenas | Uraufführung

in einer Bühnenfassung von Christian Hanisch und Johann Christoph Awe

Spiel: Jennifer Demmel, Thomas Deubel & Verena Noll
Regie: Christian Hanisch
Dramaturgie: Johann Christoph Awe
Assistenz: Leopold Noll
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Termine: 05. | 06. | 07. | 08. April 2024 | 20 Uhr (am Sonntag 18 Uhr)
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Stundenlanges Warten auf dem Flur des Jobcenters und skurrile Dates im Supermarkt. Die Angst, von der Liste gestrichen zu werden und der Traum vom eigenen Pizza-Wagen. Wo gibt es günstiges Bratenfleisch? Und was ist eigentlich eine Einscheibenmaschine?

Die französische Journalistin Florence Aubenas meldet sich unter ihrem richtigen Namen, aber mit gefärbten Haaren und Brille, in einer Stadt in Nordfrankreich arbeitslos. Sie findet einen Job als Reinigungskraft auf einer Fähre – allerdings nur stundenweise und zu einem Hungerlohn. Also müssen weitere Jobs her, und so hetzt Aubenas bald stets vollkommen übermüdet von einem Putzauftrag zum nächsten.

Reinigungskräfte arbeiten im Verborgenen wie Geister. Ihre Arbeitszeiten überschneiden sich kaum mit den Arbeitszeiten der meisten anderen Menschen. Die Jobs sind meist schlecht bezahlt, stressig, gesundheitsgefährdend und nicht sehr angesehen. Die Inszenierung beschäftigt sich mit den Menschen dahinter, indem sie Florence Aubenas’ Erfahrungsbericht über prekäre Arbeit als Gespenstergeschichte erzählt.

Gefördert von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes. Gefördert vom Kulturamt der Stadt Leipzig.

Die Aufführungsrechte liegen bei MEDIATOON AUDIOVISUAL RIGHTS (Paris).

22.03.2023

Cyrano de Bergerac

frei nach Edmond Rostand


Schauspiel: Jennifer Demmel, Ulrich Faßnacht, Karoline Günst, Felix Kerkhoff, Jakob Seidel
Musik: Sophia Günst, Jakob Seidel
Regie: Elisa Jentsch, Christian Hanisch
Assistenz: Jakob Seidel
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Termine: 11. | 12. | 13. April 2023 | 20 Uhr
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Cyrano de Bergerac ist Fechterin in der Leibgarde des Königs, außerdem ist sie eine scharfzüngige Dichterin und stellt mit ihrer Reimkunst alle anderen in den Schatten. Sie wird wegen ihrer spitzen Zunge, die wie ein Degen töten kann, bewundert und gefürchtet. Eigentlich könnte es nicht besser laufen.

Cyrano ist zudem verliebt in Rocky, den jungen Mann aus der ersten Reihe. Der sitzt dort jeden Abend und genießt das Stück. Cyrano himmelt ihn an. Auch die gerade frisch in die Garde aufgenommene Christiane hat ein Auge auf Rocky geworfen und Rocky, wie es scheint, auf sie. Ausgerechnet Cyrano soll nun vermitteln. Im Auftrag von Christiane versucht sie, Rocky mit ihrer ausgefeilten Dichtkunst zu beeindrucken. Cyrano schreibt nun die schönsten Liebesgedichte für Rocky, die Rocky im Glauben, dass sie von Christian stammen, begeistert entgegen nimmt. Dass dieser Handel nicht gut enden kann, ahnen wir bereits. Bleibt nur zu hoffen, dass keiner stirbt und nicht irgendjemand ins Kloster muss.

Das diesjährige Sommertheater des Werk 2 widmet sich dem tragisch-komischen Versdrama von Edmond Rostand. Der besondere Kniff: Cyrano und Christian werden zur Frau und das Liebesobjekt der beiden zum Mann. Das bekannte Stück präsentiert sich so in neuer Perspektive. Mit jeder Menge Witz, Tragik und Leidenschaft wirbeln die Worte durcheinander wie Degenklingen. Zwischen Poetry Slam, Spoken Word und European Song Contest wird auf der Bühne gereimt, geschmachtet und gesungen bis die Liebe, der Tod oder der Arzt kommt. 
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© Mathias Schäfer, Christian Hanisch
© Mathias Schäfer, Christian Hanisch





02.03.2023

Ein Mann seiner Klasse

nach dem Roman von Christian Baron
in einer Bühnenfassung von Christian Hanisch und Johann Christoph Awe

Spiel: Jennifer Demmel & Armin Zarbock
Live-Musik: Jakob Seidel
Regie: Christian Hanisch
Dramaturgie: Johann Christoph Awe
Assistenz: Marthe Gappert
Produktion: Susann Schreiber
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Termine: 12. | 13. | 14. September 2023 | 20 Uhr
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Ein Mann seiner Klasse ist der autobiographische Debütroman von Christian Baron. Darin erzählt er die Geschichte seiner westdeutschen Kindheit in den 1990ern: Alkoholkranker und gewalttätiger Vater. Depressive Mutter.

Ein Aufwachsen zwischen Angst und kleinen Momenten des Glücks. Zwischen Armut und Hoffnung. Zwischen Krebs und Kelly Family. Wo eine Portion Pommes die Welt bedeutet und ein falsches Wort den nächsten Schlag ins Gesicht. Wo Feen die Rettung sein können und Cinderella Unheil bringt.

Es ist die Geschichte eines “Königssohns”, der zum “Klassenverräter” wird. Einer Klasse, die ihn sein Leben lang nicht loslassen wird. Die Inszenierung erzählt von Menschen, deren Schicksal in Medien und Politik kaum vorkommt.

Foto: Mathias Schäfer


Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.

In Kooperation mit dem WERK 2

Aufführungsrechte: Ullstein Buchverlage GmbH, vertreten durch Felix Bloch Erben GmbH & Co. KG.

27.03.2022

Elsa Asenijeff - Under The Influence

Schauspiel: Verena Noll
Ausstattung & Performance: Martha Binder
Dramaturgie: Christoph Awe
Regie: Christian Hanisch

LIVE-PREMIERE

Nachdem die Inszenierung aufgrund der damaligen Pandemielage am 14. Mai 2021 live online aus der naTo gezeigt wurde, wird das Stück nun erstmalig live vor Publikum präsentiert.

Ausgehend von Elsa Asenijeffs Werk “Tagebuchblätter einer Emanzipierten” werden an diesem Abend die Widersprüche dargestellt, in denen sie gefangen war. Auf der einen Seite eine leidenschaftliche, emanzipierte Frau, die auf Konventionen im Alltag keine Rücksicht nahm, auf der anderen Seite Assenijeff als Partnerin Max Klingers, der sie zwar als "Muse" und Künstlerin auf Augenhöhe sah, von dem sie aber auch finanziell stark abhängig war.

In dieser Inszenierung treffen Schauspiel und Bildende Kunst direkt aufeinander. Verena Noll wird auf der Bühne von der Künstlerin Martha Binder porträtiert, während sie die Texte von Elsa Asenijeff spricht. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Biographie und Fiktion.

Die Leipziger Künstlerin Elsa Asenijeff stand und steht im Schatten ihres langjährigen Lebensgefährten Max Klinger. Das wird der Schriftstellerin und Feministin nicht gerecht. Ihrer Stimme soll Gehör verschafft werden. Die Bühne soll ihren Werken gehören.

Hier könnt ihr unser Projekt unterstützen: startnext.com/elsa-asenijeff



Foto: Mathias Schäfer



Mit freundlicher Unterstützung von:



20.07.2021

Herr Puntila und sein Knecht Matti

Von Bertolt Brecht / Musik von Paul Dessau

Schauspiel: Thomas Deubel, Karoline Günst, Verena Noll, Marie Wolff
Musik: Sophia Günst
Regie: Elisa Jentsch, Christian Hanisch


Es kommt über mich mindestens einmal im Quartal.
Ich wach auf und bin plötzlich sternhagelnüchtern.
Puntila

Herr Puntila besitzt einen Wald und 90 Kühe. Herr Puntila ist reich und er ist ein Säufer. Wenn er besoffen ist, dann verbrüdert er sich gern mit seinen Untergebenen, etwa seinem Chauffeur Matti, der unter den ständigen Stimmungswechseln seines Herrn sehr zu leiden hat. Im nüchternen Zustand ist er kalt und berechnend, eben ein echter Kapitalist, der keine Freunde kennt und nur auf seinen eigenen Vorteil aus ist. Deswegen möchte er auch seine Tochter Eva mit dem Attaché Eino verheiraten, obwohl sie nicht wirklich an ihm interessiert ist. Die Heirat soll Puntila den Zugang zur obersten Gesellschaftsschicht sichern. Da der Attaché verschuldet ist und Puntila Geld und Güter besitzt, lässt Eino sich auf den Deal um die Mitgift ein. Eigentlich eine Win-win-Situation, wären da nicht Eva und Matti, die ihre eigenen Pläne verfolgen.

Das Volksstück von Bertolt Brecht liefert auf vergnügliche Weise eine clevere Analyse der Klassenverhältnisse, bei der die Diskrepanz zwischen dem menschlichen Handeln unter kapitalistischen Machtverhältnissen sichtbar wird. Brecht hat diesen Klassenkampf auf dem Land mit Lust und Witz betrachtet und eine wunderbar hintersinnige Komödie hinterlassen, die als Sommertheater 2021 im WERK 2 gezeigt wird.
 
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Alle Rechte liegen beim Suhrkamp Verlag.
 
Foto: Mathias Schäfer
Foto: Mathias Schäfer

 

28.01.2021

196ff - Dokumentation rechter Tötungen in Deutschland seit 1990

Performance: Ricardo Endt, Johannes Gabriel, Gwen Kyrg, Marco Runge, Victoria Weber
Konzeption/ Regie: Ricardo Endt, Christian Hanisch
Video-/Audio: Franz Hauptvogel


Als sich Ende 2011 der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) selbst enttarnte, ging ein Schock durch Deutschland. Wie konnte eine rechtsextreme Terrorzelle – getragen von einem Netzwerk, darunter auch V-Leute des Verfassungsschutzes – über 20 Jahre unbemerkt  morden? Wie konnte sie Sprengstoffanschläge verüben und Raubüberfälle begehen, ohne dass die Behörden die Zusammenhänge erfassten und handelten?

Im Zuge des Prozesses gegen den NSU, sowie der Ermittlungen der acht parlamentarischen Ausschüsse zu den Hintergründen, stellten sich auch die Fragen, wie „Politisch motivierte Kriminalität – Rechts“ (PMK-R), besser zu erkennen sei und welche Kriterien dafür maßgeblich sind. Auf Geheiß des Bundesinnenministeriums (BMI) überprüften das BKA und alle Landeskriminalämter über 3.300 unaufgeklärte, versuchte und vollendete Tötungsdelikte auf ein rechtsextremes Tatmotiv.

Die ZEIT und der TAGESSPIEGEL veröffentlichten Ende 2018 eine weitaus umfangreichere Liste der Opfer von PMK-R. Die Amadeu Antonio Stiftung war Teil eines unabhängigen Expertenkreises zur Aufarbeitung möglicher rechtsextremer Mordfälle in Brandenburg. Seit dem schreibt sie die Liste kontinuierlich fort. Stand August 2019 (Arbeitsbeginn am Projekt): 196 Opfer von PMK-Rechts. Im Februar 2020 zählt die Liste bereits 208 Menschen.

2009 gab die Bundesregierung 46 Todesopfer rechtsextremer Gewalt seit der Wiedervereinigung an. 2015 und zuletzt im Juni 2018 wurde diese Zahl auf 83 nach oben korrigiert. Dies ist bis heute die offizielle und amtliche Angabe in diesem Zusammenhang.

Die Installation besteht aus einem leeren, abgehangenen Raum, in dem 4 lebensgroße Puppen verteilt stehen. Das Publikum kann sich im Raum bewegen und die Puppen betrachten. Den Puppen wird mittels Projektion das Gesicht jeweils einer Performerin oder eines Performers zugewiesen. Letztere sitzen außerhalb des Raums an einem Tisch. Vor ihnen liegen die 196 Berichte und Kurzprotokolle. Sie lesen jeweils einen Teil der Berichte. Die Namen der Opfer und die Umstände der Tat werden geschildert, sachlich, deutlich und unerbittlich. Eine Zumutung, der sich auszusetzen, gerade in Anbetracht der aktuellen politischen Situation, absolut notwendig erscheint.

Die Lecture Performance dauert ungefähr zwei Stunden. Durch die installative Form des Projektes wird die schiere Anzahl der vorgetragenen teils sehr grausamen, rechtsmotivierten Morde erst in ihrem ganzen Ausmaß spürbar. Die Taten erhalten durch die Unbewegtheit der Puppen eine Dichte, die schwer erträglich ist. Die Medienberichte rechtsmotiverter Gewalttaten sind uns allen bekannt, erscheinen uns aber zwischen den anderen Nachrichten wie Randnotizen. Durch die Präsentation aller Berichte gewinnen diese “Randnotizen” eine Wucht, die nachdenklich, betroffen und wütend macht. Der leere Raum und die flüsternden Stimmen bieten aber auch Möglichkeiten der Kontemplation und Reflexion.

Foto: Sebastian Schimmel
Foto: Sebastian Schimmel